Farben und Lacke

Für alle möglichen Zwecke in unserem Hobby gibt es die unter­schiedl­ichsten Farben und Lacke. im Folgenden wollen wir einige übliche aber auch weniger gängige Vertreter dieser Gruppe und die Anwendungs­bereiche und Eigen­schaften vorstellen.

Abtönfarbe

Abtönfarben sind wasser­verdünnbare Dispersions­farben in verschiedenen Farbtönen, die in Baumärkten in Kunst­stoff­flaschen ange­boten werden. Sie sind unter­einander mischbar, preis­günstig und wenig gesund­heits­schädlich. Abtön­farben sind sehr gut geeignet, um Gelände­ober­flächen (Wiesen, Fluss­bette, Straßen usw.) einzu­färben. Stark verdünnt einge­setzt, wirken sie lasierend. Es entstehen hierbei hell-dunkel Schattierungen, die recht interessant wirken können. Durch Farb­beigabe beim Anmischen von Spachtel­massen kann der Gelände­ober­fläche bereits einen Grundton verleihen. Wir verwenden Abtön­farben aber nicht zum Einfärben unserer selbst aus Gips gegossenen von Felsen. Die in Felsen vorkommenden Farb­schattierungen lassen sich mit anderen Farben besser verwirklichen.

Farben für Felsen: Earth Colors von "Woodland Scenics"

Der amerikanische Hersteller "Woodland Scenics" bietet mit seinen "Earth Colors" eine Palette verschiedener Grau­töne, Ocker­gelb und Rotbraun in Plastik­tuben speziell zum Einfärben von Gips­felsen an. Daneben gibt es einen Farbton für Beton sowie Schwarz und Weiß. Diese Land­schafts­farben sind im Wesent­lichen hoch­konzentrierte, in einem Medium aufgeschwemmte Farb­pigmente. Sie eignen sich ausschließ­lich zum Einfärben von Gips oder "Lightweight Hydrocal". Vor der Anwendung werden die Farb­konzentrate nach den Hersteller­angaben stark mit Wasser zu Lasuren verdünnt. Die verschiedenen Farb­töne tupft man unregel­mäßig über­einander auf die Modell­felsen auf. Dadurch erzielt man sehr natur­getreue Farb­nuancen. Da die Farben keinen Binder enthalten, bleiben die Poren in der Gips­ober­fläche offen. Der Gips kann das Wasser aus der Lasur aufsaugen, während sich die Pigmente in der Ober­fläche bei jedem weiteren Auftrag anreichern. Nach dem Trocknen kann man die Farb­intensität durch wieder­holten Farb­auftrag nach Wunsch verstärken. Am Schluss wird die Ober­fläche mit stark verdünntem Weiß­leim versiegelt. Wir verwenden diese Farben bei unseren Felsen und können sie unein­geschränkt empfehlen. Bei richtiger Verwendung der Farben erzielen auch Anfänger sofort ansprechende Ergebnisse.

Künstlerölfarben

Künstleröl­farben sind in Tuben in Geschäften für Künstler­bedarf erhält­lich. Sie bestehen im Wesent­lichen aus Farb­pigmenten und Leinöl. Die ältesten Rezepturen für diese Farben gehen bis ins Mittel­alter zurück. Ölfarben trocknen nicht durch Verdunstung eines Lösungs­mittels, sondern durch Verharzung des enthaltenen Leinöles. Dieser Vorgang ist mit einer Polymerisation (ähnlich wie bei der Kunststoffherstellung) vergleichbar. Daher trocknen Ölfarben sehr langsam. Unver­dünnt aufge­brachte Ölfarbe ist nach etwa vier bis sieben Tagen grifffest und nach etwa einem halben Jahr mehr oder weniger ausgehärtet. Die Aushärtung endet allerdings nie wirklich, woraus sich die feinen Risse bei alten Gemälden erklären.

Ölfarben werden in verschiedenen Qualitäts­kategorien angeboten. Die preis­günstige "Studioqualität" ist völlig ausreichend. Zum Verdünnen der frischen Ölfarbe wird am einfachsten Terpentinöl (oder Terpentin­ersatz) verwendet. Es gibt auch geruch­lose Verdünner. Ausge­härtete Ölfarben sind nicht mehr löslich. Beim MECS ist die Hintergrundkulisse mit Ölfarben gemalt worden. Nähere Ausführungen hierzu sind an dieser Stelle leider nicht möglich, wir verweisen jedoch auf die Sende­reihe "The Joy of Painting" mit Bob Ross, die von dem Sender BR-Alpha ausgestrahlt wird (z. Zt. nur über Satellit zu empfangen).

Künstler­ölfarben spielen im Modellbau eine geringe Rolle. Aller­dings kann man stark verdünnter Ölfarbe sehr gut zum Altern von Modellen verwenden. Eine dünn­flüssige Mischung aus Terpentin­ersatz, Schwarz und Gebrannter Siena (rotbraun) ist eine hervor­ragende Mischung zum Verschmutzen von Gebäuden und Güter­wagen. (siehe auch "Altern und Verschmutzen oder Weathering").

Künstler­acrylfarben

Künstler­acrylfarben sind eben­falls in Tuben und Kunst­stoff­flaschen in Geschäften für Künstler­bedarf erhält­lich. Sie können mit Wasser verdünnt werden, trocknen sehr schnell und sind danach unlöslich. Acryl­farben sind gut zum Gestalten von Gelände­partien wie Feld­wegen, Beton­mauern o. ä. geeignet. Beim Kauf muss man beachten, dass Acryl­farben (wie Ölfarben) je nach Farbton entweder transparent (durch­scheinend) oder opak (deckend) sind. Für unsere Zwecke genügt die preis­günstigere, sogenannte "Studio-Qualität".

Modellbaulacke auf Kunstharzbasis

Die Lacke von Herstellern wie "Humbrol", "Testors", "Revell" u. a. werden üblicher­weise zum Lackieren von Modellen verwendet. Sie kommen in hand­lichen Döschen oder Fläschchen in den Handel. Erhält­lich sind u. a. einige RAL-Töne (genormte Farben, die in Deutsch­land z. B. von Bahn, Post, Polizei und anderen Verwaltungen verwendet werden), Farb­töne aus dem Militär­modell­bau­bereich und einige Metallic- und Effekt­farben. Die Lacke gibt es in mattem, seide­nmattem oder glänzendem Finish. Die Farben sind speziell für den Modell­bauer einge­stellt und selbst in dünnen Schichten (Airbrush) deckend. Auch mit dem Pinsel­auftrag lassen sich gute Ergebnisse erzielen.

Achtung: Wenn Sie nicht die vom Hersteller ange­botenen Original­verdünnungen verwenden, dürfen sie "Humbrol-Lack" nur mit Nitro- oder Universal­verdünnung und "Revell-Lack" nur mit Terpentin­ersatz verdünnen. Durch falsche Lösungs­mittel verklumpen die Lacke und werden unbrauchbar. Aus diesem Grund sind die Lacke der beiden Produkt­linien unter­einander nicht mischbar! Für andere Hersteller können wir hier keine Angaben machen. Im Zweifel sollten Sie auf die Verdünner der betreffenden Hersteller zurück­greifen und beim Mischen von Farben verschiedener Herkunft unbedingt Vorversuche machen.

Einige Hinweise zu Ihrer Sicherheit:

Modellbaulacke auf Acrylbasis

Seit geraumer Zeit werden in den USA wasser­verdünn­bare Modell-Lacke auf Acryl­basis angeboten. Sie stehen in Finish, Deck­kraft und Abrieb­festig­keit den Lacken auf Lösungs­mittel­basis kaum nach. Die Lacke werden haupt­sächlich in Farb­tönen amerikanischer Eisen­bahn­gesell­schaften und für Militär­modelle ange­boten. In Deutsch­land sind diese Farben oft nur schwer erhält­lich. Aller­dings sind hierzu­lande Acryl­lacke des spanischen Anbieters "Vallejo" sowie von "Revell" und "Tamiya" im Handel.

Acryllacke trocknen sehr schnell - ein frisch lackiertes Modell kann bereits am gleichen Tag weiter bearbeitet werden. Nach unseren Erfahrungen sind die Vallejo-Farben direkt auf Kunst­stoff aufge­bracht nur bedingt griff­fest. Wir empfehlen Bausatz­ober­flächen leicht anzu­schleifen (Glas­radierer oder Schleif­papier 800er Korn oder höher) oder zu grundieren. Zum Spritzen müssen die Lacke meist verdünnt werden. Hierzu empfehlen wir in erster Linie die von den Herstellern ange­botenen Verdünner. Beim Verdünnen mit Wasser (nur destilliertes Wasser verwenden) verlieren die Lacke ab einem bestimmten Punkt ihre Netz­fähig­keit. Auf glatten Flächen wie Lokgehäusen bilden sie dann keinen gleich­mäßigen Film mehr, sondern laufen zu Tropfen zusammen. Diesen Effekt kann man durch Zugabe einiger Tropfen Isopropylalkohol verringern. Aller­dings scheint dies die Halt­barkeit der Lack­schicht ungünstig zu beein­flussen.

Airbrushdüsen verschmutzen durch Acryl­lacke wesentlich schneller als durch Lacke auf Lösungs­mittel­basis. Es gibt Spezial­reinigungs­mittel für Spritz­pistolen, die ange­trocknete Acryl­lacke lösen können. Zum Durch­sprühen der Pistole zwischen den Arbeits­gängen eignet sich gut unver­dünnter Kfz-Scheiben­reiniger­zusatz.

Obwohl Acryllacke keine organischen Lösungs­mittel enthalten, sollte auch bei ihrer Verwendung auf gute Belüftung geachtet werden.